Lübeck - Ahlbeck - Swinemünde (PL)
8. - 21. Juli 2012
Die achte Radtour mit Käsers führt uns wie 2008 wieder an die Ostsee. Wir fahren den 2. Teil des Ostseeküsten-Radweges von Lübeck nach Ahlbeck.
1. Tag
Reisetag
Mit dem Zug fahren wir von Grenchen Süd via Zürich - Konstanz - Frankfurt und Lüneburg nach Lübeck. Den ganzen Tag verbringen wir praktisch im Zug, Abfahrt in Grenchen um 07.25 Uhr, Ankunft in Lübeck gegen 21.00 Uhr. Renata hat hier direkt beim Bahnhof für die erste Nacht Zimmer reserviert.
2. Tag
Lübeck - Travemünde - Boltenhagen
48 km, 3.30 Std.
Nach einem Fotohalt beim Holstentor, starten wir unsere diesjährige Tour und fahren auf dem Radweg aus Lübeck hinaus. Dann mit dem Gratis-Shuttle-Bus durch den Herrentunnel unter dem Breitling durch. In Travemünde dann kurz mit der Fähre übersetzen und auf dem Radweg direkt der Küste entlang fahren. Der starke Rückenwind hilft uns, die zahlreichen kurzen Steigungen zu bewältigen.
In Boltenhagen finden wir gerade noch Unterschlupf im Hotel, bevor ein kräftiger Regenguss uns überrascht.
3. Tag
Boltenhagen - Wismar - Kirchdorf (Insel Poel)
64 km, 4.15 Std.
Das Wetter ist wieder trocken und teilweise sogar sonnig. Heute hat es weniger Steigungen. In Wismar machen wir Mittagsrast und besichtigen die schmucke Altstadt, die zum UNESCO-Welterbe zählt. Nach rund 10 km erreichen wir den Damm, der auf die Insel Poel führt. Wir überqueren den Damm und quartieren uns in Kirchdorf in der Pension Windrose ein. Da es erst 15.00 Uhr ist, deponieren wir unser Gepäck dort und begeben uns auf eine Inselrundtour. Unterwegs können wir uns am Strand von der Sonne verwöhnen lassen.
Im Fischrestaurant direkt am Hafen lassen wir es uns bei Fisch und Meeresfrüchten gut gehen. Beim Schlummertrunk im Garten der Dorfbeiz kommt dann wieder starker Regen auf.
4. Tag
Kirchdorf - Rerik - Nienhagen
59 km, 3.30 Std.
Mit drei andern Radlern nehmen wir das Morgenessen ein und reden über Gott und die Welt. Das Wetter ist wieder trocken. Heute führt die Route grösstenteils durchs Landesinnere und nur hin und wieder treffen wir aufs Meer. So auch in Rerik, wo am Strand wohl einige Strandstühle besetzt sind, ins Wasser getrauen sich jedoch die wenigsten. Ich probiers kurz, brrrr, nur 15 Grad warm ist das Wasser!
Nach einem Kaffeehalt in Kühlungsborn bestaunen wir in Heiligendamm die Dampfbahn "Molli" die als Touristenattraktion verschiedene Orte der Küste entlang miteinander verbindet.
Der letzte Abschnitt des Radweges bis Nienhagen führt der Küste entlang durch ein Waldstück, den Gespensterwald. Gespenster haben wir keine gesehen, aber der Weg führt wie in einem Slalom zwischen den Tannen und Schlammlöcher hindurch.
Beim Strandkorb-Apero in Nienhagen werden wir von einem Gewitterregen überrascht, der uns ins Innere treibt. Nach dem Nachtessen bestaunen wir an der Steilküste den Sonnenuntergang. Klick, klick ... und dies dutzendfach!
5. Tag
Nienhagen - Warnemünde - (Rostock) - Markgrafenheide
21 km, 1.15 Std.
Auf einem Waldweg fahren wir nach Warnemünde. Von hier aus wollen wir einen Ausflug nach Rostock machen. Da die Anfahrt mit dem Velo nicht so interessant ist, nehmen wir dazu das Schiff. Die "Weisse Flotte" fährt regelmässig in gut einer Stunde direkt in das Zentrum von Rostock. Unterwegs gibt der Kapitän interessante Informationen durch, was sich so links und rechts am Ufer befindet.
Die Innenstadt von Rostock wurde während des 2. Weltkrieges grösstenteils zerstört. Zum Glück wurden einige Gebäude originalgetreu wieder aufgebaut. Bei Sonnenschein und angenehmer Temperatur speisen wir auf dem Ratshausplatz, sitzend in einem Strandkorb.
Am frühen Nachmittag fahren wir mit dem Schiff wieder nach Warnemünde. Wir beschliessen noch ein paar km mit dem Velo zu fahren. In Marktgrafenheide - ein unscheinbarer Ort - beziehen wir unser Quartier.
6. Tag
Markgrafenheide - Wustrow - Prerow
56 km, 3.45 Std.
Heute fahren wir grösstenteils durch das weitläufige Waldgebiet der Rostocker Heide. Die ersten km kreuz und quer durch Wald und Heide, dann kilometerlang den Stränden der Ostsee entlang. Unterwegs nehme ich noch kurz ein Bad, aber das Wasser immer noch viel zu kalt!
Die Erbsensuppe in Wustrow stillt unsern Hunger, das rumoren in unseren Bäuchen ist danach aber nicht zu überhören!
In Born dann ein kurzer Regenstopp unter einem Baum, wir treffen dann jedoch regenfrei in Prerow ein, wo wir gleich am Dorfeingang in einer gepflegten Pension Zimmer finden.
Prerow hat nicht gerade viele Sehenswürdigkeiten und der starke Regen am Abend macht das Dorf auch nicht sehenswerter. Dafür ist das Nachtessen - Fisch- und Wildschweinschmaus - dafür umso besser.
7. Tag
Prerow - Zingst - Barth
43 km, 3.30 Std.
Während die Frauen auf dem Radweg in Richtung Zingst fahren, wollen Ueli und ich noch den Leuchtturm ausserhalb Prerow besuchen. Der Leuchtturm "Darsser Ort" liegt rund 10 km ausserhalb Prerow. Der Betonplattenweg und die tiefen Waldwege dort hinaus forderten unsere Fahrkünste. Der Leuchtturm ist der älteste an dieser Küste der noch in Betrieb ist. Das angegliederte Museum zeigt interessant auf, wie diese Küste entstanden ist und sich im Laufe der Jahrhunderte verändert hat.
In Zingst treffen wir wieder auf unsere Frauen und an Uelis Velo bricht just in diesem Moment ein Pedalkurbel. Zum Glück ist ein Velofachgeschäft in der Nähe und da es gerade anfängt stark zu regnen verpassen wir nichts und verpflegen uns im Trocknen in einem Restaurant.
Wieder bei trockenem Wetter fahren wir weiter nach Barth, wo wir am Markt in einer Pension unterkommen. Barth erinnert noch stark an die alte DDR: Bsetzisteine, verfallenen Fabrikgebäude und sozialistische Sprüche an den Gebäuden und Denkmälern. Dafür geniessen wir auf dem kleinen Fischkutter "Johanna L." ein Apéro mit geräuchertem Fisch. Dies leider wieder bei starkem Regen und kühlen Temperaturen.
8. Tag
Barth - Klausdorf - Stralsund
48 km, 3 Std.
Heute haben wir wieder sonniges Wetter. An vielen Windrädern vorbei fahren wir auf schönem Weg den Glöwitzer Berg hinauf. Unterwegs fahren wir aber auch auf Rumpel-Plattenwegen, Das Kranichzentrum in Gross Mohrdorf ist leider geschlossen. Beim Mittagessen in Klausdorf treffen wir auf vier Schweizer Radler, die seit mehreren Wochen unterwegs sind und von den baltischen Staaten herkommen. D.h. sie fahren von Ost nach West = viel Gegenwind!
Gegen 15.00 Uhr fahren wir in Stralsund ein. Sehr eindrücklich diese imposanten Backsteinbauten. Man fühlt sich irgendwie wie in Skandinavien. Die gesamte mittelalterliche Altstadt steht Weltkulturerbenliste der UNESCO.
Nach dem Bezug einer Suite im Hotel Post (zum normalen Zimmerpreis), machen wir einen Stadtrundgang und besteigen den St. Marienturm. Das Aussichtsplateau ist auf 90 m und bietet eine gute Rundsicht auf dei Stadt und auf die Insel Rügen.
9. Tag
Insel Rügen
34 km, 2.15 Std.
Da wir zeitlich gut dran sind, beschliessen wir, heute die Insel Rügen zu besuchen. Die Damen per Zug und Bus, die Herren per Zug und Velo.
Wir fahren alle mit dem Zug nach Sassnitz. Ueli und ich fahren auf schlechten und glitschigen Wegen zum Königsstuhl. Von einem Aussichtspunkt aus kann hier die Steilküste mit den Kreidefelsen betrachtet werden. nach dem Mittagessen mit den Frauen machen wir mit dem Velo eine Rundtour über Lohme, Neddesitz und Sagard. Die groben Kopfsteinpflaster machen das Velofahren nicht überall zum Vergnügen!
In Sagard nehmen wir den Zug nach Bergen, der Hauptstadt von Rügen. Per Zufall (!) treffen wir hier unsere Frauen, was wir mit Kaffee und Kuchen feiern!
Am Abend in Stralsund dann gutes Essen und Trinken, und durch die Stadt bummeln. In einer Hafenkneipe treffen wir auf ein russisches Paar, mit dem wir uns mit Händen, Füssen und Fotos unterhalten.
10. Tag
Stralsund - Greifswald
45 km, 3 Std.
Heute erwarten uns 14 km Kopfsteinpflaster am Stück. Die Strecke ist aber einigermassen gut zu befahren, da es sich nicht um so grobe Steine handelt. Wir fahren durch Wiesen- und Ackerflächen und hin und wieder durch ein Waldstück. Von der Kormoranenkolonie in Niederhof ist leider nichts zu sehen. Ein kurzer Regenguss vor dem Mittag lässt uns (nur Mosers) den Regenschutz anziehen. Wäre aber nicht nötig gewesen.
Greifswald hat eine schönes, intaktes Stadtbild, da es im 2. Weltkrieg nicht zerstört wurde. Der Stadtkommandant übergab die Stadt nach Verhandlungen kampflos den anrückenden Russen. Ebenso sehenswert ist der Museumshafen, wo viele alte, aber wieder instand gestellte Segelschiffe vertäut sind.
11. Tag
Greifswald - Wolgast
54 km, 3.45 Std.
Der heutige Weg führt zum grossen Teil durchs Landesinnere. Nur selten kommen wir dirket an die Ostsee. von aussen besichtigen wir die Schlossanlage Ludwigsburg. Leider fehlt hier wohl das Geld, um die ganze Anlage zu renovieren. Die nächsten km sind ziemlich wild. Wir fahren durch den Drachenwald; ein finsterer Wald mit schmalen Naturwegen. Drachen haben wir aber keine gesehen. Dafür genehmigen wir später direkt am Strand bei Sonnenschein einen Fischschmaus.
In Kröslin treffen wir zufällig auf den Hofladen Karin. Eine Frauengruppe ist hier am stricken ... mit Wolle von Alpakas. Die Besitzerin zeigt uns ihre Alpakas und erzählt viel interessantes von diesen südamerikanischen Tieren. Kaum wieder auf dem Velo erspähen wir in einem Kornfeld zwei Kraniche.
In Wolgst checken wir in der Pension "Am Peeneufer" ein. Der Gastgeber spendiert uns noch vor dem Zimmerbezug ein Schnaps. Das nennt sich deutsche Gastfreundschaft.
Wolgast ist rasch besichtig, leider wieder bei Regen. Dafür erleben wir einen kulinarischer Höhepunkt unserer Reise. Im Wallensteinkeller wird uns u.a. serviert (von einem knackigen Kellner): Rippen und Haxen vom Borstenvieh, Feines vom Federvieh und Mus vom Erdapfel. Gegessen wird alles von Hand, ein richtiges kulinarisches Gaudi.
12. Tag
Wolgast - Zinnowitz - Ahlbeck
56 km, 4 Std.
Auch heute hält sich das Wetter wieder einigermassen. Nur während der Mittagspause Regen und dann im Laufe des Nachmittags ein kurzer Wolkenbruch, den wir zur Kaffeepause nützen.
Wir fahren über die Peenebrücke auf die Insel Usedom, auch die "Badewanne Berlins" genannt. Rund 40 km Sandstrand laden zum baden ein. Im Moment sind das Wasser und die Luft für ein Bad aber viel zu kühl. Deshalb promenieren die Touristen dem Strand entlang oder sind mit dem Velo unterwegs.
Der Radweg führt nun von Zinnowitz bis Ahlbeck rund 30 km der Küste entlang, vom Strand abgetrennt durch die Dünen. Zuerst durch Wald, mit Steigungen bis zu 16 %, dann auf der Strandpromenade der Seebäder. Wir durchradeln Ahlbeck ohne dies zu bemerken und plötzlich sind wir an der polnischen Grenze. Deshalb kurz Fototime und zurück nach Ahlbeck zur Zimmervermittlung, welche uns Zimmer in Bansin vermittelt. Pech ist nur, dass wir das Hotel zuerst in Heringsdorf suchen statt in Bansin.
Zum Abschluss des Tages gönnen wir uns ein feines Nachtessen im Rest. Kaiser Wilhelm.
13. Tag
Bansin - Ahlbeck - Swinemünde (PL)
22 km, 1.30 Std.
Heute Reisetag. Wir besichtigen noch die Seebrücken von Heringsdorf und Ahlbeck und radeln dann nach Swinemünde (PL). Von einem Grenzübertritt merkt man hier praktisch nichts. Vor ein paar Jahren wäre dies noch unvorstellbar gewesen.
Die Fussgängerzone ist überfüllt von Touristen, die wegen des kühlen Wetters auf den Badeplausch verzichten müssen. Um 14.40 Uhr besteigen wir den Zug und treffen um 19.30 Uhr in Berlin Gesundbrunnen ein. Hier noch ein gutes Nachtessen bevor es mit dem Schlafwagen in Richtung Basel geht.
So treffen wir mehr oder weniger ausgeschlafen um 09..00 Uhr in Grenchen ein.
Übersicht
Gesamtdistanz: 550 km
Die Strecke ist sehr abwechslungsreich, mal über Land, dann wieder der Küste entlang, meist auf gut ausgebauten Radwegen oder wenig befahrenen Strassen. Asphalt, Naturwege oder Kopfsteinpflaster in bunter Reihenfolge.
Der Wetterbericht meldete eigentlich für die ganzen 2 Wochen schlechtes Wetter; wir hatten aber Glück; während des Tages sehr wenig Regen, eher abends und nachts. Die Temperaturen relativ kühl, dafür viel Rückenwind (da lacht des Radlers Herz).
Unterkunft fanden wir problemlos, obwohl wir gewarnt wurden, dass um diese Jahreszeit alles besetzt sei. Die kühle Witterung hat wohl viele Touristen abgehalten, an die Ostsee zu fahren.
Eine wiederum rundum gelungene Velotour 2012.
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